Behandlungsfehler und Arzthaftung – Wann haftet der Arzt?
Ein zentraler Aspekt im Arzthaftungsrecht ist die Frage, wann ein Behandlungsfehler vorliegt, der einen Anspruch auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld auslöst.
Was ist ein Behandlungsfehler?
Ein Behandlungsfehler liegt vor, wenn die medizinische Behandlung nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Praxis entspricht – dem sogenannten Facharztstandard. Dieser Standard definiert, wie ein gewissenhaft handelnder Arzt innerhalb seines Fachgebiets typischerweise vorgehen muss. Weicht ein Arzt ohne nachvollziehbaren medizinischen Grund von diesem Standard ab, kann dies eine Arzthaftung begründen.
Wie wird ein Behandlungsfehler nachgewiesen?
Der Nachweis eines Behandlungsfehlers ist in der Regel nur durch ein qualifiziertes medizinisches Gutachten möglich. Dieses Gutachten kann auf verschiedene Weise erstellt werden:
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Außergerichtlich, z. B. durch eine ärztliche Schlichtungsstelle oder den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK)
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Gerichtlich, durch einen vom Gericht beauftragten vereidigten medizinischen Sachverständigen
Stellt der Gutachter fest, dass die Behandlung vom medizinischen Standard abgewichen ist, kann dies die Grundlage für eine erfolgreiche Arzthaftungsklage sein.
Ihre Rechte bei ärztlichen Behandlungsfehlern
Als Fachanwalt für Medizinrecht für Limburg prüfen wir für Sie, ob in Ihrem Fall ein Behandlungsfehler vorliegt, welche Haftungsansprüche bestehen und wie die Erfolgsaussichten einer außergerichtlichen oder gerichtlichen Durchsetzung sind. Wir arbeiten eng mit medizinischen Gutachtern zusammen, um Ihre Patientenrechte effektiv zu vertreten.
Kontaktieren Sie uns, wenn Sie vermuten, Opfer eines ärztlichen Fehlers geworden zu sein. Wir unterstützen Sie professionell bei allen Fragen rund um Arzthaftung und Behandlungsfehler.
Verjährung bei Behandlungsfehlern – Was Patienten wissen müssen
Wenn Sie durch einen Behandlungsfehler gesundheitlich geschädigt wurden, sollten Sie schnell handeln. Denn auch im Arzthaftungsrecht gilt: Ansprüche auf Schadensersatz und Schmerzensgeld verjähren nach einer bestimmten Frist.
Wann verjähren Ansprüche bei Behandlungsfehlern?
Die gesetzliche Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche wegen Behandlungsfehlern beträgt gemäß § 195 BGB drei Jahre. Diese Frist beginnt mit dem Ende des Jahres, in dem Sie:
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vom Gesundheitsschaden Kenntnis erlangt haben und
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wussten (oder hätten wissen müssen), welcher Arzt den Schaden verursacht hat.
Das bedeutet konkret: Die Verjährung beginnt am 31. Dezember des Jahres zu laufen, in dem Sie sowohl den Fehler als auch den verantwortlichen Arzt erkennen – oder bei zumutbarer Sorgfalt hätten erkennen können.
Späte Kenntnis: Wann beginnt die Frist wirklich?
Oft erfahren Patientinnen und Patienten erst Jahre nach einer Behandlung, dass möglicherweise ein ärztlicher Fehler vorlag. In solchen Fällen kann argumentiert werden, dass die Verjährungsfrist erst mit der Feststellung des Behandlungsfehlers, z. B. durch ein medizinisches Gutachten, beginnt.
Wichtig: Dieser Punkt ist rechtlich komplex und wird im Streitfall häufig von Gerichten bewertet. Um Verfristung zu vermeiden, sollten Sie daher so früh wie möglich anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Beweislastumkehr in der Arzthaftung – Was bedeutet das für Patienten?
Im klassischen Zivilrecht gilt: Wer einen Anspruch – etwa auf Schadensersatz – geltend machen will, muss diesen auch selbst beweisen. Das bedeutet: Der Patient muss nachweisen, dass ein Behandlungsfehler vorliegt und dieser kausal für den erlittenen Gesundheitsschaden war.
Was bedeutet Beweislastumkehr bei Behandlungsfehlern?
Kommt es zur Beweislastumkehr, muss nicht mehr der Patient den Zusammenhang zwischen der Behandlung und dem Schaden beweisen – stattdessen liegt die Beweislast beim Arzt. Dieser muss dann darlegen, dass kein Fehler vorlag oder dass der festgestellte Fehler nicht ursächlich für den Schaden war.
Der rechtliche Hintergrund: Patienten verfügen in der Regel nicht über das medizinische Fachwissen, um Behandlungsabläufe zu beurteilen. Aus diesem Grund sieht das Medizinrecht in besonders schwerwiegenden Fällen eine Umkehr der Beweislast zugunsten des Patienten vor.
Wann greift die Beweislastumkehr?
Die Beweislastumkehr greift in der Regel bei sogenannten groben Behandlungsfehlern. Diese liegen vor, wenn der Arzt gegen grundlegende medizinische Standards – also die „ärztliche Kunst“ – verstößt. Typische Fallkonstellationen sind:
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Unterlassene Befunderhebung
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Fehler mit voll beherrschbarem Risiko (z. B. falsche Lagerung, Hygieneversäumnisse)
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Behandlungsfehler bei Anfängereingriffen
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Dokumentationsmängel oder fehlende Aufklärung
Kein Erfolg = kein Fehler?
Wichtig zu wissen: Nicht jeder Misserfolg einer Behandlung ist automatisch ein Behandlungsfehler. Medizinische Maßnahmen können auch bei korrekter Durchführung zu unerwünschten Ergebnissen führen. Eine rechtliche Bewertung ist daher immer im Einzelfall durch einen spezialisierten Anwalt notwendig.