Haushaltsführungsschaden nach Verkehrsunfall

Ihre Ansprüche als Geschädigter

Ein Haushaltsführungsschaden entsteht, wenn Sie nach einem unverschuldeten Verkehrsunfall Ihren Haushalt nicht mehr wie gewohnt führen können. Dieser Artikel erklärt die Voraussetzungen, die Berechnung und wichtige Aspekte, die Sie beachten sollten, um Ihre Ansprüche – neben Schmerzensgeld – erfolgreich geltend zu machen.

Als Kanzlei für Personenschadensrecht unterstützen wir Sie dabei, Ihre Rechte durchzusetzen.

Was ist ein Haushaltsführungsschaden?

Ein Haushaltsführungsschaden entsteht, wenn Sie aufgrund von Verletzungen Haushaltsaufgaben wie Putzen, Kochen, Einkaufen oder Kinderbetreuung nicht mehr oder nur eingeschränkt erledigen können. Dieser Schaden ist entschädigungsfähig, wenn der Verkehrsunfall unverschuldet war. Selbst Singles oder Kinder, die im Haushalt mithelfen, haben Anspruch.

Voraussetzungen für den Anspruch

Um einen Haushaltsführungsschaden geltend zu machen, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  • Unverschuldeter Unfall: Sie tragen keine (Mit-)Haftung.
  • Nachweis der Einschränkung: Ärztliche Berichte oder Gutachten belegen die Beeinträchtigung.
  • Konkreter Schaden: Nachweis, dass Haushaltsaufgaben nicht mehr erledigt werden können.

Der Anspruch besteht unabhängig davon, ob Sie eine Haushaltshilfe bezahlen oder Angehörige/Freunde unentgeltlich helfen

Berechnung des Haushaltsführungsschadens

Die Berechnung richtet sich nach den Umständen des Einzelfalls und kann auf zwei Arten erfolgen:

Tatsächliche Kosten einer Haushaltshilfe

Wenn Sie eine Haushaltshilfe engagieren, werden die tatsächlich angefallenen Kosten ersetzt, einschließlich Bruttolohn und Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung.

Werden nur bestimmte Tätigkeiten übernommen, kann für weitere Aufgaben ein fiktiver Schaden geltend gemacht werden

Fiktiver Haushaltsführungsschaden

Falls Angehörige oder Freunde den Haushalt kostenfrei übernehmen, können Sie die Kosten geltend machen, die für eine Haushaltshilfe angefallen wären.

Die Berechnung erfolgt nach § 287 ZPO im Schätzungsweg

Beispiel Haushaltsführungsschaden

Ein alleinstehender Vater mit einem Kind, nach einem Verkehrsunfall zu 50 % in der Mobilität eingeschränkt, kann den Haushalt (40 Stunden/Woche) nur noch halb leisten. Ausfall: 20 Stunden/Woche.

  • Stundensatz: 12,82 € (Mindestlohn 2025).
  • Wöchentlich: 20 × 12,82 € = 256,40 €.
  • Jährlich: 256,40 € × 52 = ca. 13.333 €.
  • 15 Jahre: ca. 13.333 € × 15 = 199.992 €, mit Zinsen bis ca. 250.000 €.

Tatsächliche Ansprüche hängen von Gutachten und Gerichtsurteilen ab.

Wichtige Aspekte für die Durchsetzung

Nachweis und Dokumentation

  • Detaillierte Darstellung: Listen Sie alle Haushaltsaufgaben auf, die Sie vor und nach dem Unfall erledigt haben/nicht mehr erledigen können.
  • Zeugen: Angehörige oder Freunde können die frühere Tätigkeit bestätigen.
  • Gutachten: Ein Sachverständigengutachten belegt die Einschränkungen.

Verjährung

  • Verkehrsunfall: Ansprüche verjähren drei Jahre nach Jahresende des Unfalljahres.
  • Arztfehler: Verjährung beginnt mit Kenntnis des Fehlers, oft durch ein Gutachten.

Typische Haushaltsaufgaben

Zu den erstattungsfähigen Tätigkeiten zählen:

  • Planung und Organisation des Haushalts
  • Einkaufen, Kochen, Reinigung
  • Wäschepflege, Gartenarbeit, Reparaturen
  • Betreuung von Familienmitgliedern

Geringfügigkeitsgrenze

Einige Gerichte verneinen Ansprüche bei einer Minderung der Haushaltsleistung von 10–20 %, wenn der Haushalt durch Umorganisation weitergeführt werden kann. Dies ist jedoch einzelfallabhängig.

Anrechnung von Leistungen

Pflegegeld oder Verletztenrenten (z. B. bei Wegeunfällen durch die Berufsgenossenschaft) werden angerechnet. Differenzen können gegenüber der Haftpflichtversicherung geltend gemacht werden.